Handelt es sich bei dem Begriff der nachhaltigen Energieversorgung um eine neue Erkenntnis? - 1845 hatte Robert Meyer das Prinzip zur Erhaltung der Energie entdeckt (1. Hauptsatz der Thermodynamik). 1850 trat Rudolf Clausius an der Universitaet Bonn mit einer der groessten wissenschaftlichen Leistungen des 19. Jahrhunderts an die Oeffentlichkeit: der Entdeckung des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik. Er ahnte noch nicht, dass das von ihm entdeckte Direktions- und Entwertungsprinzip einen Universalcharakter hat: Es gilt im uebertragenden Sinne fuer alles wissenschaftliche, wirtschaftliche, ja sogar fuer alles geisteswissenschaftliche Arbeiten. Der Philosoph, Chemiker und Nobelpreistraeger Wilhelm Ostwald nannte ihn 1912 'das Gesetz des Geschehens' (Klaus Knizia hat 1986 ein Buch mit diesem Titel veroeffentlicht). Der Physiker Felix Auerbach bezeichnete die beiden Hauptsaetze spaeter als die beiden 'Verfassungsartikel des Universums'. Wilhelm Ostwald leitete daraus die Forderung ab, mit den verfuegbaren Energietraegern wie mit Kapital sinnvoll und sparsam umzugehen; 'Vergeude keine Energie', lautete sein energie-kategorischer Imperativ. Die Forderung zum vorsorglichen und sparsamen Wirtschaften, zum Sustainable Development, ist also keineswegs neu. Es gehoerte von Anfang an zum taeglichen Brot der Ingenieure. Dennoch, so scheint es, kommt diesem Begriff heute eine politische Signalwirkung zu. (orig./GL)